Game over? - Pressekritiken

Jugendtheater Hamburg


Hamburger Abendblatt, 03.12.2008

Flucht in die virtuelle Welt


Sam fühlt sich im Stich gelassen. Vom Vater, der ausgezogen ist. Von der Mutter, die einen neuen Freund hat. Der 15-Jährige flüchtet mit Freund Alex…

Hamburg. Sam fühlt sich im Stich gelassen. Vom Vater, der ausgezogen ist. Von der Mutter, die einen neuen Freund hat. Der 15-Jährige flüchtet mit Freund Alex in Computerspiele. “Game Over?” von Kristin Anderegg handelt von der sich zuspitzenden Krise eines Jugendlichen, der unter Vernachlässigung und Trennung leidet, Wirklichkeit und Wunschdenken verwechselt und schließlich aggressiv reagiert. Der pädagogisch gut gemeinten Warnung vor der “Fascho-Szene”, in die Sam gerät, hätte es nicht bedurft, um die klare Botschaft des Stücks zu verstehen: sich zuzuhören und miteinander zu reden löst Probleme. […]

Die Konflikte werden aus der Perspektive des Jungen erzählt, der die Realität nur mehr virtuell als Spiel wahrnimmt und sich in Monologen verkapselt. Nilz Bessel überzeugt als einsamer Rebell wie auch Ingo Paulick als trinkfester Möchtegern-Macho Alex. Arja Sharmas Henrike bringt mit ihrer frischen Natürlichkeit leisere Töne ins Gekabbel der pubertierenden Kids.

Im harmonischen Schluss versichern sich ein schlagartig vernünftiger Sam und Henrike gegenseitig ihrer Freundschaft: “Echt?” “Echt!” Das Happy End ist zu schön, um wahr zu sein. Ist es Wirklichkeit? Ein Wunschbild von Sam? Oder positive Message der Autorin? Das dürfen die Zuschauer entscheiden. -itz