Keinohrhasen - Pressekritiken

Sandkorn-Theater Karlsruhe


Badische Neueste Nachrichten, 28. Juli 2012

Ludo und Anna beleben den Saumarkt

von Julia Blank

Vergnügliche Sommertheater-Premiere: Sandkorn zeigt „Keinohrhasen“ in Durlach

„Wieso warst du überhaupt nackt?“ Der Chefredakteur eines Klatschblattes schäumt vor Wut. Reporter Ludo ist entblößt durch die Glaskuppel eines Restaurants gebrochen, als dort Wladimir Klitschko Yvonne Catterfeld vor den versammelten Gästen gerade einen Heiratsantrag machen will. Entblößt war Ludo, da ihn der Weg aufs Dach durch den Wellnessbereich eines Hotels führte. Diese aufwendig gedrehte Szene aus Till Schweigers Liebeskomödie „Keinohrhasen“ von 2007 wurde, wie noch zwei drei weitere, in der Bühnenfassung von Gunnar Dreßler abgewandelt: statt des Einbruch-Spektakels sieht man die „Abwatsch“-Szene danach im Büro des Chefredakteurs.

Das Sandkorn-Theater hat die Theateradaption nun unter der Regie von Julian König auf die Bühne gebracht – unter freiem Himmel. Zum siebten Mal veranstaltet die „ARGE Durlacher und Auer Vereine e.V.“ unter dem Motto „Belebung des Saumarktes“ in Kooperation mit dem Sandkorn-Theater den „Durlacher Kultursommer“. Belebt war der lauschige Platz hinter dem Rathaus an diesem Abend in der Tat – eine wohlige Atmosphäre, welche die Aufführung rahmte. Im Zentrum stehen Christian Theil als Ludo und Michelle Brubach als Erzieherin Anna, in deren Kindergarten Ludo seine vom Gericht verordneten 300 Sozialstunden ableisten muss. Hinzu kommen Katharina Roczyn und Jan Philip Keller in verschiedensten Rollen. Alle vier überzeugten durchweg. Besonders Michelle Brubach stach mit ihrem komisch-trotzigen Mimikspiel und gekonnten Slapstick-Einlagen hervor.

Für Heiterkeit sorgten eingebaute Pointen mit Bezug zu Karlsruhe. Zudem wird das Publikum an einigen Stellen mit in das Geschehen eingebunden und nimmt zum Beispiel die Rolle der Kinder ein, welche Anna und ihre Kollegin Miriam zu animieren versuchen.

Das teils enorme Tempo von Gesprochenem, die häufigen Szenenwechsel sowie die Einbeziehung des Publikums sorgen für starke Dynamik, die das Stück äußerst lebendig und frisch erscheinen lässt. Hinzu kommt, dass Regisseur Julian König die Schauspieler selbst bei den zahlreichen Umbauten, die sie selbst vornehmen, nicht aus ihren Rollen fallen lässt – etwa wenn Anna beim Einsammeln der über die Bühne verstreuten Kuscheltiere noch so wütend auf Ludo ist, dass Michelle Brubach den Korb vor lauter Zorn gleich wieder ausschüttet.
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Theater Trier


Luxemburger Tageblatt, 23. Januar 2012
23.1.2012

Pures Vergnügen

von Flona Lorenz

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5vier.de, 10. Januar 2012

Freizeit: Großes Kino im Großen Haus – Premiere “Keinohrhasen”

von Stefanie Braun

Am vergangenen Samstag feierte das Theaterstück “Keinohrhasen” Premiere im
Theater Trier. Ja richtig gehört, das Theaterstück “Keinohrhasen”, welches sich am
gleichnamigen Film orientiert. Michael Ophelders führte Regie, in den Hauptrollen
sieht man Tim Olrik Stöneberg und Alina Wolff.

Ludo liebt Anna. Aber das muss er selbst erstmal rausfinden, denn der knallharte
Journalist hat eigentlich so gar nichts gemein mit der spröden Kindergärtnerin.
Zudem kennen sich die beiden noch aus Kindertagen und Anna hegt wenig positive
Erinnerungen an ihre Begegnungen. Als er wegen einer frechen Paparazziaktion zu
300 sozialen Stunden in einem städtischen Kinderhort verknackt wird, landet er
ausgerechnet bei Anna, die sich nun nach Herzenslust für die Quälereien in der
Kindheit rächen kann. Bis sich zwischen den beiden eine Freunschaft entwickelt. Und
schließlich Liebe.

Zwei Stück Zucker bitte

Die Story kennt seit Til Schweigers preisgekröntem Film jeder, er füllte die Kinosäle
mit lachenden Zuschauern, die Augen mit Tränen und das Herz mit einer schönen
rührseligen Romantikwelle. In einem Berliner Theater versuchte man erstmalig die
Geschichte mit vier Darstellern auf die Bühne zu bringen. Vier Darsteller? Klingt ein
bisschen eng besetzt. Tatsächlich müssen sich zwei der vier Darsteller, nämlich die
die nicht Ludo und Anna spielen, alle anderen Rollen teilen. So entsteht ein wildes
hin- und herspringen, ständig gibt es Umbauten und Kostümwechsel. So bleibt die
Geschichte dort in Bewegung, wo sonst die Kamera für Szenenwechsel gesorgt
hätte.

Im Theater Trier hat man auf sechs statt vier Darsteller aufgerüstet, mit von der
Partie sind neben den beiden Hauptdarstellern Tim Olrik Stöneberg und Neuzugang
Alina Wolff, Christian Miedreich, Vanessa Daun, Barbara Ullmann und Manfred-Paul
Hänig. Aber wie darf man sich einen Kinofilm auf der Bühne vorstellen?

Ein Kinofilm auf der Bühne?

Der Einstieg machts: Es beginnt alles mit dem Abspann. Der läuft über den Vorhang
während dieser gezogen wird und eine Gruppe von sechs Kollegen enthüllt, die sich
gerade den Film “Keinohrhasen” von Til Schweiger angeschaut haben. Spontan
entsteht die Idee die erste Szene nachzuspielen und schnell macht man mit allen
anderen weiter. So springen die Darsteller von einer Szene in die nächste, ständig
wird um-, ab- und aufgebaut, sich umgezogen und Perücken aufgesetzt um als
jemand völlig neues zu erscheinen.

Dabei muss man der Wandlungsfähigkeit der Schauspieler viel Lob zusprechen,
besonders Barbara Ullmann und Vanessa Daun schaffen es ihren Rollen Leben und
Charakter einzuhauchen. Manfred-Paul Hänig überzeugt besonders als quengliger
Neffe Lollo und Clown Bello. Christian Miedreich, dessen größte Rolle die von Ludos
Kollegen Moritz ist, überzeugt eher in den kleineren Rollen. Als Moritz bleibt er leider
etwas flach und weiß seine Rolle nicht recht mit Charisma zu füllen. Dies gelingt ihm
umso besser in seinen Partien als Anwalt, Pförtner oder als Kindergartenkind
Sascha.

Fliegende Rollenwechsel

Die beiden Hauptdarsteller Stöneberg und Wolff schlagen sich mal besser mal
schlechter. Sollte sich das Stück doch am Film orientieren, läuft die Darstellung
manchmal etwas daneben. Vor allem Neuling Alina Wolff, die frisch von der
Schauspielschule kommt, ist oft übermotiviert und spielt sich mit ausladenden
Bewegungen ins Abseits. Da wäre weniger mehr gewesen. Kleine, gezielte Gesten
hätten ihrem Spiel mehr Natürlichkeit verliehen.

Im Film beliebte Stellen wie Annas Wutausbruch im Krankenhaus, zerfährt sie sich
selbst durch zu viele unnötige Bewegungen und allzu starke Textfixiertheit.
Besonders nach der Pause drehte die junge Schauspielerin noch einmal richtig auf.
Dennoch erkennt man ein Potential bei ihr, was sich nach etwas mehr
Bühnenerfahrung hoffentlich routinierter zeigen wird.

Vielleicht war es keine gute Idee einem Theaterfrischling, der gerade erst mit seiner
Ausbildung fertig ist direkt eine Hauptrolle zu geben. Immerhin handelt es sich bei
Keinohrhasen um ein Bühnenexperiment und die Rolle der Anna kann man nicht
eben mal so überzeugend spielen. Das Experiment wirkt sich allerdings auch auf das
Spiel von Kollege Tim Olrik Stöneberg aus, zwar ist er in seiner Hauptrolle durchaus
routinierter als seine Rollenpartnerin, doch es gibt Schwachstellen.
Kleine Schwachstellen bei den Hauptdarstellern
Allerdings kann man die Leistung der Schauspieler nicht richtig bewerten, ohne die
Umstände zu betrachten: Übersetzt man ein Medium in ein anderes, muss man oft
Einbußen hinnehmen, egal ob es sich dabei um einen Film handelt, der auf einem
erfolgreichen Buch basiert oder um ein Buch, welches sich wiederrum an einem
Theaterstück orientiert. Jedes Medium hat seine spezifischen Vor-und Nachteile.
Einen Film auf eine Bühne zu bringen ist deshalb denkbar schwierig,
dementsprechend sollte man nicht gerade einen Film à la “Herr der Ringe”
auswählen um ihn ins Theater zu bringen. Ein Film hat ganz andere Möglichkeiten
seine Figuren lebendig erscheinen zu lassen, ihnen Charakter und Leben
einzuhauchen. Ein paar flotte Bühnenbildwechsel und eine andere Frisur reichen da
oft nicht.

Deshalb war es gerade für die Hauptdarsteller schwierig ihre Figuren tief und
dreidimensional erscheinen zu lassen, die Kamera kann auch dort Tiefe erscheinen
lassen, wo das bloße Auge nicht viel sieht. Genau das war es auch was viele
Theaterbesucher bemängelten: “Zu wenig Tiefgang”, hörte man an einer Stelle. “Das
ist doch kein Theater”, sagte ein anderer. Natürlich ist dies kein Theater, sondern ein
Film live gespielt auf einer Bühne. So waren diejenigen Zuschauer, die den Film nicht
kannten, oft verwirrt und empfanden die Handlung als zu platt. Fans des Films
hingegen erinnerten sich mit Wonne an die lustigen Stellen über die sie während des
Films gelacht hatten und lachten auch im Theater. Dabei entstand oft der Eindruck
auf dem Revival-Treffen eines “Keinohrhasen”- Fanclubs zu sein. Film besser
gesehen oder besser nicht gesehen? Das ist hier die Frage.

Filmfan oder Theaterfan?

Regisseur Michael Ophelders, den man sonst eher auf der Bühne sieht, hat sich auf
ein gewagtes Experiment eingelassen, sich dafür aber tapfer geschlagen, besonders
die erste Hälfte ist flüssig und hat einiges an Charme. Leider wird das Ende etwas zu
bunt und hollywoodhaft. Dafür löste er Probleme, die sich beim Spagat zwischen Film
und Bühne ergaben kreativ und stimmig, was oftmals schöne Bilder ergab.

Schöne Bilder ergab auch das Bühnenbild von Sabine Mann, das die schnellen
Umbauten und vielen Einsatzmöglichkeiten von Möbeln und Requisiten möglich
machte.

Die Kostüme stammen von Carola Vollath, sie orientierte sich oft am Film, schlug
aber teilweise auch eigene kreative Bahnen ein. Trotzdem muss man eines
erwähnen: gegen Ende hin wird es einfach etwas zu viel des Guten. Zu viele
Wechsel, zu bunt, ein hektischer Höhepunkt auf den eine lang gezogene Auflösung
folgt.

Fazit ist, dass man sich durchaus an solch einem Experiment versuchen kann,
allerdings muss man sich damit abfinden, dass die Ansprüche des Films im Theater
einfach nicht erfüllt werden können. Wer den Film mag und gerne etwas neues
sehen möchte sollte sich eine Karte besorgen. Auch für Schulklassen oder
Theaterneulinge könnte das Stück durchaus empfehlenswert sein. Wer ins Theater
geht um “Theater” zu sehen und ins Kino um “Kino” zu sehen, der sollte lieber fern
bleiben.

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Boulevard Münster


Münstersche Zeitung, 25. September 2011

Keinohrhasen am Boulevard: Aus Rache wird Liebe

von Helmut Jasny

MÜNSTER Erst können sie sich nicht ausstehen, am Ende liegen sie sich in den Armen. Nach diesem Rezept werden Liebeskomödien zusammengerührt. Til Schweiger hat sich daran gehalten und das Ganze mit sich und einer Handvoll bekannter Schauspieler gewürzt.

Herausgekommen ist „Keinohrhasen“, einer der erfolgreichsten deutschen Kinofilme der letzten Jahrzehnte. Am Freitag hatte die Bühnenfassung von Gunnar Dreßler im Boulevard Münster Premiere. Auch hier, unter der Regie von Angelika Ober, funktioniert das Rezept hervorragend.

Macho trifft Mauerblume

Die Story dürfte bekannt sein. Skandalreporter Ludo baut Mist und wird zu Sozialstunden in einem Kinderhort verdonnert. Dort trifft der ausgerechnet auf die unscheinbare Anna, die er als Kind drangsaliert hat und die sich jetzt an ihm rächen will. Ludo ist aber nicht nur Macho, wie ihm Anna vorhält, sondern kann auch ganz gut mit Kindern, sodass sie sich irgendwann dann doch in ihn verliebt und er sich in sie.

Mit Cornelia Kupferschmid und Alexander Kruuse Mettin ist das ungleiche Paar gut besetzt. In kurzen, manchmal arg kurzen Szenen liefern sie sich einen pointenreichen Schlagabtausch und drehen dabei zuweilen sogar noch ein bisschen stärker auf als in der Filmvorlage.

Schlachtfeld in der Mitte

Peter Pittermann hat ihnen eine strategisch geschickte Bühne gebaut: links Ludos Wohnung, rechts die von Anna, in der Mitte der Kinderhort als Schlachtfeld geschlechterspezifischer Differenzen. Was im Film außerhalb dieser Schauplätze passiert, wird in Telefonaten abgehandelt. Ein bisschen allerdings fehlen die Kinder, die letztlich der Katalysator sind, damit die beiden überhaupt zusammenkommen.

Dafür hat das Paar mit Magnus Heithoff und Anna Buchholz zwei äußerst wandlungsfähige Mitstreiter an der Seite. Heithoff brilliert als Chefredakteur mit schönem Wienerisch, macht sich als Kinderanimateur zum Clown und schaut als Ludos Fotograf eroberungstechnisch immer wieder in die Röhre. Buchholz glänzt in diversen Frauenrollen, unter anderem als Annas Freundin Miriam, die Ludo über weibliche Erregungspotenziale aufklärt – hier gegenüber dem Film leider etwas gekürzt. Auch als verkrachtes Musikantenstadl-Pärchen sind die beiden eine Augenweide.

Alles in allem eine spritzige Liebeskomödie, die sich trotz eingeschränkter Mittel hinter dem Original nicht zu verstecken braucht.
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tic-theater Cronenburg


Westdeutsche Zeitung, 18. Juli 2010

„Keinohrhasen“: Reif für die Bühne

von Tanja Heil

Das TiC-Theater zeigt eine Theaterversion des Kult-Films.

Wuppertal. Das Konzept, mit einer Filmkomödie in den Sommerferien Gäste ins TiC-Theater zu locken, hat schon im vergangenen Sommer funktioniert. Jetzt sind es die “Keinohrhasen”, die sich auf der kleinen Bühne an der Borner Straße tummeln.

Hauptdarstellerin Mirca Szigat sieht dabei Nora Tschirner als Kindergärtnerin Anna erstaunlich ähnlich. Sie hat die gleichen braunen Locken und spielt die Ungelenkigkeit und Tollpatschigkeit dieser Kindergärtnerin sehr überzeugend.

Klatsch-Reporter findet im Kindergarten die große Liebe

Die Kinder des Horts kommen im TiC-Theater vom Band. Trotzdem erzählt Gastregisseur Thomas Gimbel die Geschichte um den Star-Klatschreporter Ludo, der seine Sozialstunden im Kindergarten ableisten muss, sehr schlüssig. Für die vielen Umbau-Pausen findet er die richtige Musik, die zur jeweiligen Situation und den darin gezeigten Personen passt. Nur das ständige Herumschieben des roten Sofas von vorne nach hinten und von links nach rechts wirkt irgendwann penetrant.

Im Hintergrund leuchtet die Wand in bunten geometrischen Figuren – ähnlich wie in vielen Fernseh-Ratesendungen (Bühne: Iljas Enkaschew). Davor ziehen Anna und ihre Kollegin und Freundin Miriam (Annalena Stuhlmann) über Männer her. Als dann Reporter Ludo (Christopher Wüst) im Kindergarten auftaucht, mit dem Anna noch eine alte Rechnung offen hat, drangsaliert sie ihn, wo sie nur kann.

Mit lässigen Gesten und breitem Grinsen spielt Christopher Wüst diesen von Til Schweiger erfundenen Gewinner-Typen, der lieber sein Handy zückt, als seinem Gegenüber zuzuhören. Sabine Henke, Michael Baute und Alexander Bangen vervollständigen das Team versiert als Schwester und Geliebte, Künstler und Chef sowie Paparazzo.

Coole Geste im engen Raum: Fächer für die Zuschauer

Sehr schön lotet Gimbel die Beziehungen zwischen den Figuren aus. Er balanciert Gefühle und Enttäuschungen, Vorpreschen und Abwehr geschickt aus. Und am Ende zeigt es sich, dass jeder belehrbar ist und sich zum Guten entwickeln kann. Ein besonderer Pluspunkt der neuen Inszenierung: Angesichts der heißen Temperaturen werden nun zu Beginn der Vorstellungen Fächer verteilt. Damit können sich die Besucher im engen Raum an der Borner Straße etwas erfrischen.
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Theater in der Basilika


Hamburger Abendblatt, 18. Mai 2009

Keinohrhasen als muntere Bühnenversion

Till Schweigers “Keinohrhasen” hoppeln nun auch über die Bühne des Theaters in der Basilika.

Hamburg – Hätten sie ihre Lauscher, könnten Anne und Ludo besser hören, was sie meinen, aber nicht klar aussprechen. Die Kindergärtnerin und der Klatschkolumnist tragen lieber verbiestert alte Rechnungen aus, ehe sie dann doch zueinanderfinden.

Der Womanizer gerät an die “Brillenschlange”, weil er vom Gericht verdonnert wird, 300 Sozialstunden im Kinderhort abzubüßen. Antje Ottersons Anna, enttäuscht von Männern, verliebt sich wider Willen in das Macho-Ekel.

Till Claro kann es locker mit Schweigers Chauvi-Sprüchen und Waschbrettbauch im Film aufnehmen.Gunnar Dreßler hat nach dem Drehbuch von Schweiger und Annika Decker eine Bühnenfassung geschaffen und unterhaltsam inszeniert. Was er nicht zeigen kann, wird im Theater eben erzählt. Die fehlende Kita-Rasselbande ersetzen willig die Zuschauer und spielen begeistert Kinder für den Zauberbären. “Juijuijui!” Benjamin Beck spielt noch andere Rollen wie auch Dörte Manzke, die ein gebrochener rechter Arm nicht davon abhielt, wandlungsfähig von einer Episode in die nächste zu springen. Sonja Zander baute dem munteren Spieler-Quartett farbige Karnikelställe zum Kabbeln, Futtern und Rammeln.

Die beweglichen Kästen ermöglichen Tempo beim filmschnittartigen Szenenwechsel, das den Dialogen manchmal noch fehlt. (-itz)
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Tribüne Berlin


Berliner Morgenpost, 25.10.2009

„Keinohrhasen“ funktioniert auch auf der Bühne

von Ulrike Borowczyk

Der Film war ein Hit: “Keinohrhasen” mit Til Schweiger als fieser Klatschreporter und Nora Tschirner als biestige Kindergärtnerin. Den Hit gibt es nun auch als Theaterstück in der Berliner Tribüne. Ein Vergnügen.

Klatschreporter Ludo muss 300 Stunden Sozialarbeit im Kinderhort der kratzbürstigen Anna ableisten. Der hat Ludo während der Schulzeit übel mitgespielt. Nun rächt sie sich mit den fiesesten Arbeiten und bald schon brennt der Geschlechterkrieg lichterloh.

Mit „Keinohrhasen“ landete Til Schweiger einen großen Kinohit. Nun hat Regisseur Gunnar Dreßler die turbulente Liebeskomödie in der Charlottenburger Tribüne auf die Bühne gebracht. Die Figuren wirken im Theater unmittelbarer und die hindernisreiche Anbändelung zwischen Anna und Ludo wird leicht entkitscht.

Dass bei der nicht allzu tiefschürfenden Mischung aus Screwball-Comedy und seichter Romanze dennoch Funken sprühen, liegt an den vier Schauspielern: Während sich Stella Denis als Anna und Matthias Gall als Ludo skurrile Gefechte liefern, schlüpfen Dörte Manzke und Andree-Östen Solvik im fliegenden Wechsel in alle weiteren Rollen. Nicht unbedingt anspruchsvoll, aber dennoch sehr amüsant.